• Linke Socke@feddit.org
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    27 days ago

    Die These, dass es unter kapitalistischen Produktionsverhältnissen keinen ethischen Konsum geben kann, ist insofern richtig, als jeder Konsumakt unweigerlich in die strukturelle Ausbeutung von Mensch und Natur eingebunden ist. Dies liegt im Wesen der kapitalistischen Warenproduktion selbst begründet, die auf der Aneignung unbezahlter Arbeitszeit und der systematischen Unterdrückung lebendiger Arbeitskraft beruht. Aus dieser Erkenntnis jedoch eine resignative Haltung abzuleiten, gar eine Rechtfertigung für politische Passivität oder unreflektierten Konsum zu konstruieren, ist ein fataler Fehlschluss.

    Die Kritik am „ethischen Konsum“ entlastet nicht das Individuum von jeder Verantwortung, sondern entlarvt vielmehr die häufige Konsumkritik die strukturelle Gewaltverhältnisse individualisiert. Es geht nicht darum, Einzelne moralisch zu verurteilen, sondern darum, die systemischen Widersprüche aufzuzeigen, in die alle zwangsläufig verstrickt sind.

    Dennoch bedeutet die Unmöglichkeit „reinen“ Konsums nicht, dass es keine relativen Fortschritte gibt. Innerhalb der gegebenen Verhältnisse existieren durchaus Praxen, die weniger destruktiv sind als andere. Veganismus etwa ist nicht einfach eine individuelle Konsumentscheidung, sondern eine materielle Weigerung, die industrielle Tierausbeutung, die auf denselben Prinzipien der Entfremdung und gewaltvollen Aneignung beruht wie die Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft, weiter zu reproduzieren.

    Zu behaupten, man könne sich jeder Veränderung entziehen, solange der Kapitalismus besteht, ist ein zynischer Trugschluss. Nach dieser Logik wäre auch Mord legitim, bloß weil das System selbst täglich strukturellen Mord begeht. Doch die revolutionäre Aufgabe besteht nicht in passiver Komplizenschaft, sondern in der praktischen Überwindung der Verhältnisse und dazu gehört auch, bereits im Hier und Jetzt widerständige Praxen zu entwickeln. Denn was heute verbessert werden kann, muss heute verbessert werden, nicht als Ersatz für Systemüberwindung, sondern als Teil des Kampfes.

    Solidarisch Vegane grüße aus genau der roten Ecke aus der du dieses Argument wahrscheinlich gehört hast. Bei uns gibt es auch Veganer (mich zum beispiel) mein Freund. 🚩

    • jo3rn@discuss.tchncs.deOPM
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      26 days ago

      Sir, this is a circlejerk.

      /uj

      Solidarische Grüße zurück. Dem Argument bin ich bisher nur verschriftlicht im Internet begegnet und hab es in die Troll-Ecke gesteckt. Gibt es tatsächlich Leute, die das ernsthaft in Bezug auf Veganismus vertreten?

      • Linke Socke@feddit.org
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        26 days ago

        Das ist kein Troll-Argument, sondern eine klassisch marxistische Position. Viele Kommunisten lehnen Konsumkritik ab. Zu Recht, weil sie systemische Ausbeutung individualisiert und von den eigentlichen Machtverhältnissen ablenkt.
        Daher höre ich dies in solchen Kreisen schon öfters.

        Ich persönlich bin trotzdem Vegan weil es nunmal eine der einfachsten verweigerungen dieser Verhältnise ist. Aber ich mache mir nicht vor dass dies tatsächlich etwas an den Verhältnissen ändern würde und gehe in der Argumentation bei nicht-Veganern auch nie über den Konsumkritkweg.

        Mir ist aufgefallen dass Veganer für Kommunisten sowas ähnliches sind wie Vegetarier für Veganer. Veganer denken gerne sie machen schon das große und komplette ganze und kritisieren Vegetarier dafür dass sie nur reformistisch gesehen gut seien aber eigentlich immer noch Leid reproduzieren. Und Menschen die die Systemischen zusammenhänge erkannt haben wissen nunmal dass Veganer ebenso auch noch Leid reproduzieren, weil das eben JEDER tut in diesem System. Und diese Aussichtslosigkeit sorgt bei einigen dafür dass sie dann einfach garnichts mehr machen. Dies halte ich wie schon eben erläutert für falsch, jedoch kann ich es zumindest nachvollziehen.